Kommen Sie mit - auf eine kleine Reise durch unsere Seelsorgeeinheit. Wir werden alle unsere fünf Kirchengemeinden besuchen. Zugegeben, die geschilderten Eindrücke sind sicherlich subjektiv und unvollständig, aber vielleicht bekommen Sie Lust, sich selbst auf die Wanderung zu begeben.
Die Berglen
Egal ob wir von Süden oder von Osten, über Rohrbronn nach Hößlinswart oder über Buhlbronn nach Streich einreisen, immer haben wir einen massiven Bergkamm zu überwinden, bevor wir in den „idyllischen, freundlichen und formvollendeten“ Berglen ankommen, die in der Tat zu jeder Jahreszeit ihren besonderen Reiz haben. So verstreut wie die gleichnamigen Obstwiesen, die das Landschaftsbild prägen sind die Katholiken hier „draußen“. Ihr Zentrum findet sich in Oppelsbohm, St. Maria, wo sich die Aktiven samstags zum Gottesdienst und auch sonst zu mancherlei Geselligkeit treffen. Ökumene wird hier, wie allgemein in der Diaspora (d.h. Verstreuung) großgeschrieben. Ein besonderes Highlight ist denn auch die liturgische Abendwanderung jedes Jahr vor Ostern.
Zusammen mit den Menschen der evangelisch-methodistischen und evangelischen Kirche unterwegs sein und von Kirche zu Kirche zusammen den Kreuzweg Jesu nachvollziehen, das hat was, wenn es über den Streuobstwiesen langsam dämmert. Ein anderer Höhepunkt, das katholische Streich, lebt hingegen nur alle zwei Jahre auf, wenn sich hier die halbe Seelsorgeeinheit zum Himmelfahrtsgottesdienst an der höchsten Stelle der SE trifft. Wo auch sonst?
Von den Berglen nach Winnenden
Wir verlassen die Berglen, dem Buchenbach folgend und kommen nach Winnenden. Was hier zuerst in den Blick fällt ist die Kirche selbst. Von außen betrachtet eine Bausünde aus den 60ern, ist sie von innen ein echtes Kleinod. Die Altarwand in Form eines Buches, aus dem der vom Kreuz steigende Christus einem entgegenkommt, ist allein eine spirituelle Erfahrung. Erklingt dann noch die Kirchenorgel und insbesondere die spanischen Trompeten, versteht man, was Augustinus damit meint, wenn er sagt, wer singt betet doppelt. Neben der Liturgie bietet die Kirchengemeinde Winnenden unglaublich viel an Engagement: Der Bolivien- und der Indienfreundeskreis, zwei Kindergärten, Chöre, viele Kreise und ein enormes Maß an aktiver Jugendarbeit vor allem durch den SE-Verein JUKK|S und das Winnender Zeltlagerteam. Und das Schelmenholz? Dass das Schelmenholz mehr ist als nur ein Gottesdienstort und Standort eines Kindergartens, das zeigt sich zum Beispiel jedes Jahr im Herbst, wenn wir zusammen mit der Christopherusgemeinde das ökumenische Schelmenholzfest feiern.
Von Winnenden nach Leutenbach
Wir rudern weiter den Buchenbach hinab und kommen nach Leutenbach. Seit 1982 ist Leutenbach selbstständige Kirchengemeinde. Damals hatte es sich von Winnenden getrennt, weil es dort zu viele Pfarrer gab für nur eine Gemeinde. Die Zeiten ändern sich! Aber dass Leutenbach jemals nicht selbstständig war, scheint heute undenkbar. Leutenbach ist zwar verhältnismäßig klein, aber eine quicklebendige Gemeinde. Neben der Kirchenmusik – mit neuer Orgel – fällt ins Auge, dass es hier ganz viele junge Familien gibt. Das ist ungewöhnlich, fehlt doch in den meisten Gemeinden gerade diese Gruppe im Kirchenbild. Ob es an den Familiengottesdiensten liegt, an der heimeligen Atmosphäre in der Kirche, am Kindergarten St. Jakobus? Man kann sich jedenfalls sehr wohl fühlen in Leutenbach. Eine wirkliche Besonderheit der Leutenbacher sollte hier unbedingt zur Sprache kommen: Der gemeinsame Kirchturm. Dass evangelische und katholische Kirche einen gemeinsamen Glockenturm haben, das ist in der Diözese und wahrscheinlich auch darüber hinaus einmalig. Und es zeigt deutlich die Verbundenheit der beiden Kirchen.
Von Leutenbach nach Bittenfeld
Wir verlassen mit dem Buchenbach nicht das Gebiet der SE, sondern halten uns von Leutenbach aus links und erreichen nach einer kurzen Landpartie Bittenfeld. Und weil wir schon mal über Land gehen, bleiben wir draußen und besuchen den Besinnungsweg in Bittenfeld, der auf knapp acht Kilometern Länge dazu einlädt, mal weg zu sein und dabei „Kulturhistorisches und Spirituelles“ zu erleben. Alle Sinne werden hier angesprochen: Man kann sehen, tasten und die Stille hören. Ein besonderer Weg. Viele spricht hier besonders der Weidenpavillon an, der eine lebendige und doch offene Geborgenheit vermittelt, ganz wie sein großer Bruder, der Weidendom in Rostock. Kein Wunder, dass ein Ort wie Bittenfeld auch das ökumenische Taizégebet pflegt.
Von Bittenfeld nach Schwaikheim
Den Zipfelbach aufwärts wandernd, kommen wir schließlich nach Schwaikheim. Der große Platz vor der Kirche lädt förmlich zu größeren Veranstaltungen ein, wie dem Schwaikheimer Kirchen-Open-Air Kino. In einer lauen Sommernacht im Juni und mit passender Verpflegung ein lockendes Angebot. zu jeder Jahreszeit findet man hier jede Menge Angebote wie Kinderdiscos, Jugendgruppen, Eine-Welt-Kreis und natürlich Gottesdienste – viele davon ökumenisch. Und wenn wir vor dem Gottesdienst Zeit finden für ein persönliches Gebet vor der Madonna, kann es sein, dass diese uns irgendwie vertraut erscheint. Die Madonna von Sepp Baumhauer aus Schwäbisch Gmünd schlägt tatsächlich eine Brücke in der Seelsorgeeinheit. Vor ca 50 Jahren hat derselbe, damals junge Künstler Kreuz, Tabernakel und Madonna in St. Karl Borromäus geschaffen. Im Jahr 2008 wurde hier sein Spätwerk geweiht: Madonna mit Kind. Vor 16 Jahren hatte er hier bereits Kreuz und Tabernakel, seine Tochter später die Fenster gestaltet. So schließt sich also der Kreis.
[Diese Wegbeschreibung wurde in der Quintessenz 1/2009 veröffentlicht und für die Darstellung auf der Homepage geringfügig überarbeitet.]